Antirassisten – Antisemiten

Nach der Genfer Antirassismus-Konferenz
Kommentar für die Rubrik "Akzent" in der "Schweizerzeit" vom 2. Mai 2009

Nach 1945, nach der Niederwerfung des Nationalsozialismus in Deutschland gab es kaum noch nennenswerte Kräfte, die eine an rassistischen Gesichtspunkten orientierte Politik verfolgten. Es gab noch Einzelgänger, auch einzelne Fanatiker – aber zumindest in den westlichen Demokratien existierte keine ernstzunehmende politische Kraft, die für die Überlegenheit bzw. die Minderwertigkeit einzelner Rassen auftrat. Die Anschläge auf jüdische Friedhöfe, welche in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zeitweise zu beunruhigen vermochten, erwiesen sich, sobald Archive im einst kommunistischen Osten zugänglich wurden, als in nicht unerheblichem Ausmass von östlichen Nachrichtendiensten gesteuert. Antisemitismus als politisches Programm gab es nicht mehr.

Einäugige

Sicherlich: Südafrika versuchte und realisierte in den Siebziger- und Achtzigerjahren mit nicht unbeträchtlichem Erfolg (es gab nie ein grosses Blutbad) den «kontrollierten Ausstieg» aus der Apartheid-Ära. Ein Vorgehen, das vielen Moralisten Gelegenheit bot, sich mit demonstrativer Abscheu hervorzutun und lautstark Antirassismus als Programm zu propagieren. Pech, dass der damals als Halbgott der antirassistischen Befreiung dem Messias fast gleichgestellte Robert Mugabe, sobald ihm die Hebel der Macht in die Hände gespielt worden waren, zum üblen Despoten und Verfolger aller Andersdenkenden mutierte. Im Schosse der Uno gab es Platz für solche Despoten. Wetterten sie – wie immer sie im eigenen Land auch gegen nicht Linientreue vorgingen – nur lautstark gegen Rassismus, wurde ihnen jegliche Unterdrückung verziehen.

Die sich demonstrativ selbst inszenierenden Moralisten fanden auch Mitläufer in der Schweiz. Ja: Der Bund installierte alsbald eine Antirassismus-Kommission. Wurde der Furor des Herrn Kreis – abgesehen von harmlosen Fasnachtsverslein-Dichtern – auch nie wirklich fündig, so nahm dieser Chefideologe des Antirassismus um so grimmiger politische Äusserungen, politische Plakate ins Visier, welche nachweisbar überdurchschnittliche Ausländerkriminalität, nachweisbar überdurchschnittliche Ausländerraserei auf öffentlichen Strassen oder auch Versuche zur Etablierung menschenrechtswidriger Scharia-Praktiken in der Schweiz offen zu kritisieren sich getrauten. Ausgangspunkt der hiesigen Antirassismus-Bewegung war schliesslich der vom Volk verhinderte EWR-Beitritt. Seither wissen die EU-Turbos: Wer die Schweiz Brüssel unterjochen will, muss zuvor ihre direkte Demokratie zerstören. Diesem Ziel dienen alle Versuche, die freie Meinungsäusserung im Namen des Antirassismus einzuschränken, ja zu unterbinden.

Aufgescheuchte

Peinlich einäugig waren sie von Anfang an, die selbst deklarierten Antirassisten. Den Genozid Stalins an den ukrainischen Bauern, die sich der vom Kreml diktierten Zwangskollektivierung widersetzten, wollten sie nie als Völkermord anerkennen. Als würden sie die Meinung vertreten, dass derjenige, der sich dem «Paradies des Kommunismus» zu entziehen versuchte, selber schuld sei, wenn er für solche Halsstarrigkeit abgeschlachtet oder dem Hungertod ausgesetzt wurde.

Je deutlicher die Antirassisten von der Wirklichkeit überholt wurden, desto abstruser wurden die Aktionen der sich ins Schaufenster des Moralismus stellenden Antirassisten. Neuerdings sollen gar träfe Antworten an die Adresse des peitschenschwingenden Steuereintreibers Peer Steinbrück rassistisch sein. Obwohl es vor allem Deutsche sind, die der Herrschsucht dieses der Demokratie völlig entfremdeten deutschen Superapparatschiks zu enkommen trachten.

Lob erfuhr und erfährt dafür natürlich Madame Calmy-Rey, welche, wie die Antirassisten glauben, die Menschenrechtspolitik innerhalb der Uno auf eine neue, höhere moralische Ebene gehievt habe, die in der Rassismus-Konferenz zu Genf einen neuen Höhepunkt finden sollte.

Das Erwachen der Antirassisten fiel zu Genf allerdings brutal aus: Wortführer war dort der von Calmy-Rey vor nicht allzulanger Zeit in beschleiertem Zustand noch hofierte, derzeit mächtigste Verfechter von offenem Antisemitismus. Mit unverhohlenem Hass schleuderte er, der Herr Ahmadinejad aus Teheran, seine antisemitischen Tiraden den Juden ins Gesicht.

Schockierte

Und die Antirassisten erwachten belämmert als Genossen im Lotterbett des derzeit bösartigsten Antisemiten.

Ob solch herbes Erwachen die Antirassisten dazu veranlassen vermag, sich vielleicht doch einmal gründlich mit sich selbst zu beschäftigen?

Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch