Munteres Jäger-Duo

Bundesrat möchte Piraten jagen
Frontseiten-Kommentar für die "Spalte rechts" in der "Schweizerzeit" 9. Januar 2009

Ein tatendurstiges Duo aus Bern verspürt – wenn auch unterschiedlich motiviert – Lust auf Seeräuberjagd. Nicht, dass Pascal Couchepin von solchen Einsätzen auch nur das Geringste verstünde. Ihm, ganz Möchtegern-Napoleon, ging es darum, dem neuen VBS-Chef, bevor dieser überhaupt im Amt ist, den Tarif durchzugeben: Diesem, die SVP-Kritik an Auslands-Engagements der Armee mittragend, einen besonders unsinnigen Auslandeinsatz als Klumpfuss zu verpassen. Kollegialität à la mode de Couchepin. Ob die Armee dabei Schaden nimmt, ist ihm, Couchepin, gänzlich schnuppe.

Nicht minder gleichgültig ist die Armee seiner Jagdgefährtin Micheline Calmy-Rey. Sie, tief verankert im Netzwerk linker Armeegegner, opfert unsere Armee einzig ihrem Ehrgeiz, dafür an den Konferenzen unter den Grossen in der ersten Reihe sitzen zu dürfen. Geltungssucht à la mode de Calmy-Rey.

Gut, dass wenigstens die Reeder, die Schiffsbesitzer kühlen Kopf bewahrten. Und dem unbedarften Seeräuberjäger-Duo eine herbe Abfuhr erteilten. Man stelle sich vor: Schweizer Grenadiere an Bord eines vollbeladenen Supertankers im Nahkampf gegen Seeräuber. Diese, in Bedrängnis geraten, würden ihre Haut z.B. mittels Handgranaten-Einsatz zu retten versuchen… Wer käme für den – allenfalls Katastrophen-Ausmass annehmenden – Schaden auf? Etwa das muntere Duo Couchepin/Calmy-Rey?

Eine durch und durch hirnverbrannte Idee, Seeräuber im Grenadier-Nahkampf auf – mit was auch immer – voll beladenen Schiffen unschädlich machen zu wollen. Nur sicherheitspolitische Teenager können sich an solcher Phantasterei ergötzen. Dafür gibt es doch eigens trainierte Marine-Truppen der Seefahrer-Nationen. Die mit Präzisionswaffen aus von Trägerschiffen aufgestiegenen Helikoptern per Radar entdeckte Seeräuberboote auf offener See bekämpfen und unschädlich machen können. Beispiele für erfolgreiche Einsätze dieser Art sind bekannt – lediglich Berns Hobby-Seeräuberjäger scheinen sie übersehen zu haben.

Unsere Armee ist nicht Manövriermasse für Intriganten. Niemals darf sie für solche Spiele missbraucht werden! Eine – würde man ihren Kernauftrag endlich auch zu Bern wieder ernst nehmen – Defensivarmee, trainiert für den Verteidigungskampf in hügeligem und bergigem Land, ist nun einmal keine Marine-Interventionstruppe. Wie lange muss die Schweiz noch Zauberlehrlinge in ihrer Regierung aushalten, welche die Armee zu ihrem persönlichen Spielzeug zu degradieren trachten?

Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch