Winkelzüge

Keine Ausnahmeklausel zur Personenfreizügigkeit
Kommentar für die Rubrik "Akzent" in der "Schweizerzeit" vom 5. Juni 2009

Ein neuer, unübersehbarer Kiesstreifen, angelegt zwischen zwei Äckern nördlich des Flughafens Zürich, ladet zum Besuch.

Wunschkonzert für Sommervögel

Was ist das Geheimnis dieses Kiesstreifens? Da soll, kann man in Erfahrung bringen, ein staatlich besoldeter Umwelt-Funktionär einen seltenen Schmetterling gesichtet haben. Sofort wurde zum entdeckten Tier eine umfassende Studie angelegt – auf Steuerzahlers Kosten. Was sind die Bedürfnisse dieses Schmetterlings? Wo kommt er vor? Was fördert sein Gedeihen? Was für staatliche Massnahmen sind erforderlich für sein Wohlergehen, für seine Ausbreitung?

Die Studie gibt Antwort. Zum Beispiel, dass es diesem besonderen Schmetterling möglicherweise nicht gefallen könnte, auf im Winde schwankenden Grashalmen zu landen. Er bräuchte andere Bedingungen. Eingekieste Böden würde er, meint die Umwelt-Lobby, besonders schätzen. Festgestellt, verkündet, getan: Da nicht ganz genau bekannt war, wo genau das entdeckte Exemplar bevorzugterweise nach Ausflügen zu landen beliebt, würde es – argumentierten die besorgten Umwelt-Funktionäre – selbstverständlich nicht genügen, am Ort, wo das seltene Exemplar gesichtet worden ist, lediglich ein Plätzchen einzukiesen. Nein, die Errichtung einer wahrhaftigen Piste sei notwendig.

Und so kam es, dass schliesslich zwischen zwei Äckern, die landwirtschaftlichen Ertrag bringen, eine regelrechte Piste eingekiest wurde. Eine Landebahn für Schmetterlinge…

Im Zürcher Unterland kursiert seither die bange Frage, ob Umwelt-Funktionäre, offenbar in unbegrenztem Umfang über Steuermittel gebietend, nicht drauf und dran sind, die Menschheit nach Absurdistan zu führen.

Brutale Natur-Zerstörung

Rund zwanzig Kilometer nördlich der neuen Schmetterlings-Landebahn hinterlassen die Umwelt-Funktionäre ebenfalls eine markante Visitenkarte. Dort, wo gegenwärtig der Thur-Einlauf in den Rhein «naturnäher» entkanalisiert wird. Man müsse, argumentierten die Umwelt-Fetischisten, den Fluten der Thur die Freiheit zurückgeben. Denn nicht schnurgerade, in Windungen vielmehr möchten sie die Wässer dort plätschern, gurgeln, sprudeln, sich gelegentlich überschlagen. Soweit so gut. Nur: Diese Freiheits-Rückgabe erfolgt im Rahmen eines Bauvorhabens, das den Steuerzahler sage und schreibe um gegen sechzig Millionen Franken belastet – Entlöhnung der den Baufortschritt akribisch verfolgenden Heerscharen staatlicher Umwelt-Funktionäre nicht eingerechnet.

Die Umsetzung der Natur-Rückgabe an die Thur hob an mit einem unübersehbaren Paukenschlag. Der Staat hatte das Waldgebiet, in dem das naturnahe Bauen erfolgen soll, zuvor käuflich erworben. Somit konnte er grossflächig zuschlagen. Und er schlug zu. Was da an Waldzerstörung angerichtet wurde, hätte nicht brutaler ausfallen können, wenn aus zehn schweren Kampfflugzeugen Bomben abgeworfen worden wären. Da wurde zugeschlagen, zugehackt, dreingefahren, zerstört, ausgerissen, flachgelegt – in einem Umfang und in einer Kompromisslosigkeit, wie die Schweiz das in ähnlicher Form, in ähnlicher Grössenordnung wohl kaum je zuvor gesehen hat. Hätte je ein privater Waldbesitzer in seinem ihm gehörenden Wald auch nur auf einem Hundertstel der Fläche, die links und rechts der Thurmündung niedergemacht worden ist, gleichartig gehaust – er sässe heute hinter Gittern. Die Medien hätten ihn als «Unhold an der Natur» landesweit gebrandmarkt, beschimpft als Zerstörer natürlichen Lebens blossgestellt, verunglimpft, buchstäblich zertreten. Der arme Kerl könnte sich nirgends mehr blicken lassen. Umwelt-Funktionären, die auf Riesenflächen Brutalitäten an der Natur mit Steuergeldern inszenieren, bleiben indessen unangetastet, unkritisiert. Von den Medien ist nichts als betretenes Schweigen zu vernehmen.

Baustopp

Der Clou zum zerstörungswütigen, durch nichts zu rechtfertigenden Dreinfahren: Derzeit herrscht längs der Thur Baustopp. Alle dort eingesetzten schweren Maschinen stehen still – oder sie wurden vorübergehend abgezogen, um im Sommer wieder herangeführt zu werden. Grund des Baustopps (wir empfehlen Ihnen: Setzen Sie sich, bevor Sie weiterlesen): Bevor die Umwelt-Wüteriche ihre grossflächige Waldzerstörung in Szene gesetzt haben, wurden am jetzt einer Wüste gleichenden Ort längs der Thur in früheren Jahren schon Eisvögel beobachtet. Einer der am Zerstörungswerk beteiligten staatlichen Umwelt-Unholde kam jetzt auf die Idee, möglicherweise könnte es selbst heute, also im radikal verwüsteten und zerstörten ehemaligen Waldgebiet, auch wieder brütende Eisvögel haben. Diesen sei absoluter Schutz zu garantieren. Deshalb der Baustopp.

Vernunft-Stopp

Wer nach der Landebahn für Schmetterlinge ungläubig das Ergebnis der wütenden Waldzerstörung rechts und links des Thur-Unterlaufs gesehen und sich neuerdings auch noch die Begründung für die mehrmonatige Stilllegung aller Bautätigkeit zu Gemüte führen konnte, der zweifelt kaum mehr daran: Die Welt scheint, angeführt von ihren Umwelt-Hysterie zelebrierenden staatlichen Funktionären, auf bestem Weg, allen noch vorhandenen Verstand zu verlieren.

Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch