Im Pfarrhaus hat's Platz

Angeblich fehlende Unterkünfte für Asylanten

"Spalte rechts"
Kommentar des Chefredaktors


Die «grosse Asyldebatte» – medial aufwendig in Szene gesetzt – erregte Aufsehen. Sie soll, gemäss Medien, «Drastisches» bewirkt haben.

Angeblich die Abschaffung des Familien-Asyls – also des weitgehend automatischen Nachzugs von «Familienmitgliedern» der Asylbewerber – bis hin zu Grosseltern, Enkeln, Tanten, Neffen und Onkeln. Ob sie tatsächlich verwandt oder bloss Teil des Schlepper-Geschäfts sind, wird nie abgeklärt. DNA-Analysen dürften nur «mit Einverständnis Betroffener» stattfinden. Also nie. Und Frau Sommaruga, so arrogant wie unfähig, meldet bereits die «Praxisänderung» ihres Departements: Die Neuerung werde bloss auf «entfernte Verwandte» angewendet. 2011 wären genau elf Personen – von mehreren tausend – betroffen gewesen. Die «falschen Neffen» der Vergangenheit werden neu als «falsche Kinder» kommen.

Und auch die – gegen den erklärten Willen Sommarugas – durchgesetzte Nicht-mehr-Anerkennung «militärischer Dienstverweigerung» als Asylgrund werde, so Sommaruga, praktisch keine Auswirkung haben. Fortan frage man einfach nicht mehr danach – nur noch nach zu erwartender Strafe bei Rückkehr. Ein Signal an alle Schlepper, ihrem «Transportgut» einzuschärfen, von hohen ihnen drohenden Strafen zu jammern. Ob’s stimme, sei nebensächlich. Sommaruga frisst Einwanderern alles aus der Hand.

Unglaublich, wie die Justizministerin Parlamentsbeschlüsse in aller Öffentlichkeit zur Farce degradiert. Und jetzt ist auch noch das Echo aus Pfarrhäusern und Abtwohnungen zu vernehmen: «Unmenschliches» sei beschlossen worden. Den Klagenden kann geholfen werden. Noch gibt es landauf landab stattliche Pfarrhäuser zuhauf. Dort – und auch in der Abtwohnung zu Einsiedeln – hat es reichlich Platz für Flüchtlinge – für die vielen unechten und die wenigen echten. Öffnet endlich diese Pfarrhäuser! Aber nicht für eine Auswahl. Sie sollen nehmen, was da gerade kommt. Inklusive Drogendealer, inklusive Vergewaltiger, inklusive Räuber, inklusive Gewalttäter. Höchste Zeit, dass die klagenden Geistlichen in ihren geräumigen Häusern endlich auch die Wirklichkeit kennenlernen.

Denn wir sind sicher: Die Pfarrherrschaften verstehen ihren Einsatz für all die illegal ins Land Drängenden nicht bloss als weitab vom Geschehen gesprochene Deklaration. Ihre Menschenliebe ist gewiss nicht bloss theoretischer Natur. Also lasst sie endlich die Realität erleben!

Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch