Kesb: In der Sackgasse der Zentralisierung

Anmerkungen zum Tagesgeschehen

Von Ulrich Schlüer, Flaach ZH
(publiziert in der Zürcher Woche)


Kaum ein Tag, da nicht eine menschlich unerträgliche, finanziell untragbare, administrativ unverständliche Fehlleistung der bei der Kesb (Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde) zentralisierten Fürsorge die Öffentlichkeit aufschrecken lässt.

Da werden unbezahlbare Fremdplatzierungen von Kindern verfügt. Verwandten wird, selbst wenn sie ausdrücklich dazu bereit wären, Hilfeleistungen zugunsten Angehöriger verboten. Senioren wird – obwohl handlungsfähig – die eigenständige Verwaltung ihrer Vermögen abgesprochen. Private Vormunde, die jahrelang ausgezeichnete Arbeit geleistet haben, werden regelrecht aus ihren freiwillig übernommenen Verpflichtungen geekelt, indem ihnen aufwändige «Zusatzausbildung» abverlangt wird…

Und all das stützt sich auf eine ebenso pauschale, wie weiterhin nie bewiesene, aber unablässig wiederholte Behauptung. Die Behauptung nämlich, die Gemeinden seien mit den ihnen auferlegten Fürsorge-Aufgaben «restlos überfordert» worden.

Hat jemand dazu je schlüssige Beweise gesehen? Die Gemeinden haben in Wahrheit all die sich aus Fürsorgeverpflichtungen ergebenden Aufgaben gut, oft vorbildlich bewältigt. Gewiss, in den rot-grün beherrschten Städten ist die Fürsorge überbordet, finanziell aus dem Ruder gelaufen. Doch indem das Überbordende einfach zur Bundesaufgabe erklärt, angeblich «professionalisiert» wurde, wurden die Fälle und die daraus resultierenden Probleme zwar anonymisiert, vor allem aber massiv ausgeweitet. Nichts wurde damit gelöst. Im Gegenteil: Die zentralisierte Fürsorge ist an zu vielen Orten regelrecht «aus dem Ruder gelaufen». Die Kosten explodieren, seit die Gemeinden zur reinen Zahlstellen abgewertet worden sind: Sie müssen alles bezahlen, haben keinerlei Mitsprache, wissen nicht, wofür die Kesb mit welcher Begründung was angeordnet hat. Solche Zentralisierung ohne Aufsicht kann nur aus dem Ruder laufen.

Aus persönlicher Erfahrung, erworben in der Gemeindeverantwortung, stelle ich hier fest: Sehr viel, sehr gute, mit ausgeprägter Gewissenhaftigkeit und bemerkenswertem Erfolg geleistete Arbeit wurde in den Gemeinden mit den von diesen eingesetzten Betreuern, Beiständen und Vormündern geleistet, bevor die Kesb den Gemeinden alles weggenommen hat. Hut ab vor all den Freiwilligen, die diese zeitaufwändige Arbeit in der Regel gegen nur geringe Entschädigung geleistet haben – geleistet als Bürgerinnen und Bürger Personen gegenüber, die Schicksalsschläge oder andere Notlagen zu bewältigen hatten.

Vergessen geht, dass freiwillige, zumeist in irgendeinem Beruf stehende Betreuerinnen und Betreuer ihre Aufgabe mit anderer Zielsetzung anpacken als Berufsfunktionäre. Freiwillige Betreuer wollen Probleme lösen. Funktionäre wollen zu betreuende Fälle vor allem einheitlich administrieren. Sie leben ja davon, dass sie Fälle betreuen können. Problemlösung ist nicht ihr oberstes Ziel.

Die freiwilligen Betreuer wurden von den Funktionären fast vollständig verdrängt. Seit dies Tatsache ist, häufen sich Fehlleistungen, explodieren die Kosten.

Der Weg zurück zu Bewährtem (und Bezahlbarem) wäre endlich einzuschlagen!

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch