Das Resultat

Nach der Berner Ständeratswahl

Frontseiten-Kommentar für die "Spalte rechts" in der "Schweizerzeit" vom 11. März 2011

Die FDP wurde von den Medien regelrecht dazu verführt, über den Kandidaten weithin sichtbar die Nase zu rümpfen – weil er bürgerliche Standpunkte konsequent frei von Wischiwaschi vertritt. Die BDP musste ihrer notorischen SVP-Feindschaft – Zweck ihres Daseins – Tribut zollen: So konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Entsprechend genüsslich bereiteten die Medienleute – andere als linke gibt es im Kanton Bern kaum mehr – ihre Kommentare zur sicher voraussehbaren SVP-Niederlage in der Berner Ständeratswahl vor: Der «Sturm der SVP aufs Stöckli» sei bereits «im ersten Anlauf kläglich gescheitert». So hätten sie ihr Wunsch-Szenario gerne ausgewalzt. Doch dann kam es anders. Adrian Amstutz, der SVP-Kandidat, gewann die Wahl. Im Alleingang. Die Aufrufe «Wer nicht in die EU will, kann nur Amstutz wählen» und «Schweizer wählen SVP» mobilisierten die Wähler. Die Medien waren perplex.

Den auf dem linken Fuss erwischten Journalisten blieb gequältes Wundenlecken: Amstutz’ Sieg, mäkeln sie im Chor der Geschlagenen, sei «glanzlos» gewesen. Und die FDP, die die Erwartung der Medien geteilt hatte, muss belämmert zur Kenntnis nehmen, dass es ihr mit ihrem wirren, widersprüchlichen, nur noch Kopfschütteln und Parteiaustritte bewirkenden Taktieren wieder einmal gelungen ist, sich ins Lager der Verlierer zu verirren.

Dafür werfen sie jetzt eines ihrer vermeintlich besten «Schlachtrösser» ins Gefecht. Einen wahren Meister parlamentarischer Durchsetzung. Um bombastische Ankündigung vermeintlich spektakulärer Vorstösse und Anträge ist er nie verlegen. Muss er zur Kenntnis nehmen, dass der Gehalt der Vorstösse dem bei deren Lancierung austrompeteten Trara nicht im entferntesten die Waage zu halten vermag – dann schlüpft Otto Ineichen flugs in jene Rolle, in der er unerreichbarer Spitzenreiter ist: Im übereilten Rückzug nicht wirklich durchdachter Ideen nämlich.

Diese Koryphäe glaubt jetzt Briefe schreiben zu müssen. An die Wirtschaft. Briefe voller Warnungen: Die SVP «fahre das Land an die Wand». Weil diese SVP – unter anderem – das von ihr in den letzten Jahren Erreichte in Inseraten als von allen Bürgerinnen und Bürgern beurteilbaren Leistungsausweis der Öffentlichkeit präsentiert. Solches – meint Otto Ineichen – sei unzulässig, bringe das Land in Gefahr.

Ob es in Wahrheit nicht nackte Angst ist, die ihn zu seiner Briefschreiberei treibt? Angst, die Wähler könnte auch von ihm einmal einen Leistungsausweis verlangen.

Ulrich Schlüer


(C) 2010 - 2017: Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken