Der Sicherheits-Experte

Pierre Maudet, Genfs Sicherheitsdirektor

"Spalte rechts"
Kommentar des Chefredaktors vom 27.09.2013

Der Genfer Mord an einer jungen Therapeutin wurde Tatsache, weil ein zweifacher brutaler Vergewaltiger nach einmaligem, ohne Zwischenfall verlaufenem «Versuch freien Ausgangs» als derart risikolos eingestuft wurde, dass man ihn ohne Polizeiaufsicht zusammen mit einer jungen Therapeutin – die seiner Tötungslust dann zum Opfer fiel – zwecks «sinnvoller Beschäftigung» in die Reit-Therapie autowandern liess.

Ein solcher Entscheid – unbeaufsichtigter Ausgang für einen Gewalttäter nach einmaligem Versuch – kann, wenn einigermassen Ordnung herrscht in einer kantonalen Sicherheitsdirektion, niemals ohne Einwilligung des Chefs, also des kantonalen Sicherheitsdirektors gefällt werden.

Weshalb aber taucht der Name dieses verantwortlichen Sicherheitsdirektors im Zusammenhang mit dem krassen, tödlichen Fehlentscheid in den Medien kaum auf? Weil der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet heisst? Weil Pierre Maudet kein Unbekannter ist? Weil dieser Pierre Maudet, ein Freisinniger, der Öffentlichkeit erst noch als «der kommende Mann», als «die unbestrittene Autorität», als «der vorbehaltlose Garant» öffentlicher Sicherheit präsentiert worden ist – was dem Jung-Juristen postwendend die Berufung an die Spitze der Eidgenössischen Jugendkommission sicherte.

Vor zweieinhalb Jahren veröffentlichte dieser Hochgelobte einen von fast allen Medien als Meisterstück gepriesenen Sicherheitsbericht. Maudet gab ihm den Titel «Der wahre Bericht». Die Medien attestierten ihm epochale Bedeutung. Maudet verkaufte ihn als «Gegenbericht» zum bundesrätlichen «Sicherheitsbericht 2010» aus dem Departement von Ueli Maurer. Maudet – der frühere Armee-Chef Christophe Keckeis stand ihm dabei schulterklopfend zur Seite – forderte darin die Reduktion der Armee auf zwanzigtausend Mann. Und die Abschaffung der Wehrpflicht. Allen Armee-Gegnern hüpfte darob das Herz. Den Gipfel seiner Weisheit erreichte Maudet schliesslich mit dem Satz: «Die grösste Bedrohung für die Sicherheit der Schweiz ist Ueli Maurer».

Worte des Genfer Sicherheitsdirektors, der einen Vergewaltiger nach einmaligem Versuch mit junger Damenbegleitung in den freien Ausgang entliess…

Zusammenhänge, die allen Medien genauestens bekannt sind. Aber sie schweigen kollektiv. Larifari-Sicherheitsexperten scheinen auf ihre Komplizen in den Medien zählen zu können.

Ulrich Schlüer

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch