Ohne stabile Reserven nicht interventionsfähig

SNB-Präsident polemisiert gegen Gold-Initiative

Ulrich Schlüer, Chefredaktor

Dass der Nationalbankchef, verantwortlich für die gute Verwaltung der dem Volk gehörenden Goldreserven, zur Gold-Initiative Stellung nimmt, ist zwar nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist, dass er dabei Sachlichkeit und Objektivität ziemlich oberflächlicher Polemik opfert.

Unakzeptabel lückenhaft

An der Generalversammlung der Nationalbank am 26. April 2013 sagte SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan wörtlich:

«Würde die Initiative angenommen, müsste die Nationalbank in der gegenwärtigen Situation umfangreiche Goldkäufe tätigen, um den geforderten Goldanteil von mindestens zwanzig Prozent zu erreichen. Dieses Gold dürfte später nicht wieder verkauft werden,…».

Thomas Jordan unterschlägt mit solcher Unterstellung, dass die Gold-Initiative der Nationalbank fünf Jahre Frist einräumt zur Erreichung des geforderten zwanzigprozentigen Goldanteils an den Nationalbank-Reserven. Eine schwerwiegende Unterlassung!

Tatsachen

Tatsache ist: Das Euro-Engagement der Nationalbank ist heute viel zu gross – niemand weiss, ob es den Euro in zwei Jahren überhaupt noch gibt. Was für eine Verlust-Gefahr!

Tatsache ist weiter: Der Eurokurs hält sich seit ein paar Wochen aus eigener Kraft auf über Fr. 1.20. Dies müsste die Nationalbank zu in kleinen Etappen umzusetzendem Schritt-für-Schritt-Abbau ihrer viel zu hohen Euro-Bestände von um die zweihundert Milliarden veranlassen.

Tatsache ist: Solche Reduktion des Euro-Bestands erhöht automatisch den prozentualen Anteil der Goldreserven an den Nationalbank-Aktiven. Würde die Nationalbank bloss einen Teil des Verkaufserlöses in Gold – dessen Preis bekanntlich gesunken ist – anlegen, würde der von der Initiative verlangte zwanzigprozentige Goldanteil an den Nationalbank-Aktiven relativ rasch und ohne Krämpfe erreicht.

Interventionsfähigkeit

Tendenziös ist auch der von Thomas Jordan erhobene Vorwurf, die Gold-Initiative beraube die Nationalbank ihrer Interventionsfähigkeit bei Währungsturbulenzen. Das Gegenteil ist richtig!

Die Nationalbank hat mittels werthaltiger Reserven vorrangig die Stabilität des Frankens zu sichern. Das Spekulieren mit Goldreserven darf dabei nie ihr Geschäft sein. Aber sie muss mögliche Spekulanten-Attacken auf den Franken abwehren können. Das kann sie um so glaubwürdiger, je solider ihre Reserven zusammengesetzt sind. In Zeiten, da selbst Weltwährungen wie Euro und Dollar bös in Schieflage sind, sind wertbeständige Reserven in Gold um so wichtiger. Allein solche Reserven üben abschreckende Wirkung auf Spekulanten aus.

Je höher die wertbeständigen Goldreserven, als desto glaubwürdiger werden Interventionsbereitschaft und Interventionsfähigkeit der Nationalbank eingeschätzt. Das weiss SNB-Chef Thomas Jordan so gut wie die Initianten der Gold-Initiative.

Tatsache ist schliesslich: Die Interessen der Exportwirtschaft an möglichst turbulenzfreier Währungsentwicklung sind zu jeder Zeit sehr ernst zu nehmen. Aber die Nationalbank hat zusätzlich andere Faktoren nicht minder sorgfältig zu berücksichtigen. Von der Stabilität der Währung hängt auch die Stabilität privater Ersparnisse, der Löhne, der Renten, der erwartbaren Pensionen ab – und damit die Stabilität der Schweiz insgesamt.

Die Gold-Initiative verlangt damit von der SNB die Rückkehr zu genau jener Politik, die sie zum unschätzbaren Vorteil unseres Landes bis 1997 konsequent verfolgt hat – bis zu den unter US-Druck überhastet erfolgten Goldverkäufen zu miserablem Preis.

Solange die Nationalbank in ihrer Reaktion auf die Gold-Initiative unsachlich polemisiert und ihre elementaren Verpflichtungen Land und Volk gegenüber ausblendet, bleibt ihre Stellungnahme dürftig, ja untauglich.

Komitee «Ja zur Gold-Initiative»

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch