Richter Kormans Affront

Jüdische Flüchtlinge in der Schweiz misshandelt?
Nationalrätliche Fragestunde vom 2. Oktober 2000

Der ominöse New Yorker "Bankenvergleich" über die Zahlungen von Schweizer Banken an Jüdische Organisationen in den USA veranlasste Nationalrat Ulrich Schlüer am 2. Oktober 2000 erneut zu einer Intervention in der nationalrätlichen Fragestunde:

"Der vom amerikanischen Richter Korman ausgearbeitete Verteilungsplan zu den unter Anwendung massiven Druckes von den Schweizer Banken bezogenen Holocaust-Geldern sieht vor, auch jüdische Flüchtlinge zu entschädigen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz "festgehalten, misshandelt und missbraucht" worden seien. Warum schweigt der Bundesrat angesichts dieses schweren Affronts gegen die damals für die Flüchtlingsbetreuung in unserem Land verantwortlichen Behörden?"

Antwort von Bundesrat Joseph Deiss:

"Comme on le sait, la Confédération n'est pas partie à l'accord global de New York sur lequel se base le plan de distribution auquel fait mention la question. Pas plus que les grandes banques qui l'ont négocié, le Conseil fédéral n'a d'influence sur la manière dont les fonds issus de cet accord sont répartis. Dès lors, il n'a pas à apporter de commentaire à ce plan de distribution, et il n'entend pas non plus le faire à l'avenir. De façon générale, il convient de constater que le système juridique américain sur lequel repose le plan de distribution en question diffère substantiellement du nôtre. Les solutions adoptées dans ce cadre ne sauraient donc se comparer telles quelles à celles qu'apporterait un tribunal suisse. Cela dit, le Conseil fédéral tient à rappeler sa déclaration à l'occasion de la publication du rapport de la commission indépendante d'experts intitulé "La Suisse et les réfugiés à l'époque du national-socialisme". Il tient à souligner le fait que, parmi le nombre important de réfugiés civils et militaires que la Suisse a accueillis à l'époque, de nombreux réfugiés ont au cours de ces dernières années témoigné leur reconnaissance à l'egard de notre pays pour l'accueil qui leur a été réservé."

Zusatzfrage Schlüer:

"Herr Bundesrat, ich danke Ihnen für diese Antwort, die mich allerdings nicht befriedigt. Nachdem in diesem Verteilungsplan von Richter Korman offizielle Massnahmen des Staates, Massnahmen von staatlichen Behörden der Schweiz aufs Schwerste verunglimpft werden, kann da der Bundesrat tatsächlich sagen: "Das betrifft uns eigentlich nicht, denn der Vergleich ist nur mit den Banken abgeschlossen worden"? Da wird doch ganz klar direkt unser Land angegriffen.

Zweite Frage, etwas genereller: Aufgrund der ja kaum mehr zählbaren Auslandreisen, die gegen-wärtig von verschiedenen Exponenten der Landesregierung unternommen werden, hört und liest man täglich in der Zeitung, wie uns vom Ausland mit Begeisterung, mit Freude, mit Solidarität und mit weiss ich was allem sonst noch begegnet werde. Meine Frage: Kann man sich darauf verlassen, dass sich die Landesregierung im Ausland auch wieder einmal dafür einsetzt, dass dieses Land und seine Behörden respektiert werden?"

Bundesrätliche Antwort auf die Zusatzfrage:

"Der ersten Zusatzfrage, die eigentlich eine Wiederholung der Frage ist, habe ich nichts weiter beizufügen, als dass der Verteilungsplan die Schweiz in der Tat nicht direkt betrifft und es aus der Sicht des Bundesrates nicht angebracht wäre, dazu Stellung zu nehmen.

Was die Frage der Respektierung der Schweiz angeht: Wir sind immer darauf aus - insbesondere mein Departement -, dafür zu sorgen, dass unser Land respektiert wird, vor allem, wenn es sich um Aussagen von Regierungsmitgliedern anderer Länder handelt. Auf solche Aussagen, die einen offiziellen Charakter haben, haben wir wohl geantwortet. Ich könnte Ihnen Beispiele geben."

Dr. Ulrich Schlüer - info@schluer.ch