Verstand und Unverstand

Unsinnige Behauptungen zum Nationalbank-Gold

"Spalte rechts"
Kommentar des Chefredaktors

Gewiss, Gold in den Tresoren der Nationalbank zu wissen, ist für sich allein noch keine Garantie für das Wohlergehen der Schweiz. Ein bisschen Verstand ist den Verantwortlichen für die Gold-Aufbewahrung schon auch noch zuzumuten. Ihr demonstrativer Bier-Eifer, die Goldreserven zu verteufeln, lassen Zweifel an ihrer Führungs-Übersicht und Führungs-Kompetenz nicht mehr verstummen.

Etwa wenn sie behaupten, die Nationalbank müsste, wenn die Gold-Initiative angenommen werde, unverzüglich für rund siebzig Milliarden Gold zukaufen. Was für ein Unsinn! Gefahr droht der gefährlich aufgeblähten Nationalbank-Bilanz von den gut 400 Milliarden Fremdwährungen – vor allem Euro –, auf denen sie sitzt. Denn niemand weiss, ob es die marktuntaugliche EU-Kunstwährung in fünf Jahren überhaupt noch gibt.

Die massiven Euro-Ankäufe erfolgten – als «vorübergehende Notmassnahme» etikettiert –, als die EU-Währung 2011/12 ins Bodenlose zu fallen drohte; auf dass ein Kurs von Fr. 1.20 pro Euro gehalten werde.

Seit Mitte 2012 liegt der Euro-Kurs über Fr. 1.20. Kein Grund mehr für «vorübergehende Notmassnahmen». Umso angebrachter wäre die wohldosierte, in kleinen Portionen aber kontinuierlich zu realisierende Wieder-Abstossung der Zerfall-bedrohten Euro. Die Gold-Initiative gewährt dafür eine Übergangszeit von fünf Jahren. Mit jedem Teilverkauf würde sich der Goldanteil am Nationalbank-Vermögen von selbst erhöhen – kein einziges Gramm müsste zugekauft werden.

Noch abenteuerlicher ist die ebenfalls verbreitete Behauptung, der Goldpreis würde, wenn die Nationalbank Gold ankaufen müsste, sofort steigen. Erstens besteht für überstürzte Käufe – wie soeben gezeigt – keinerlei Anlass. Zweitens würde ein steigender Goldpreis sofort auch die der Nationalbank verbliebenen Goldbestände aufwerten – ohne Zukauf auch nur eines einzigen Grammes!

Nicht blinde Zukauf-Behauptungen, vielmehr kühler Verstand ist gefragt, wenn es die Schweiz aus der verderblichen Überschuldungsspirale herauszuhalten gilt, in welcher der Euro seiner Zerstörung durch verantwortungslose Brüsseler Zentralisten entgegengeschleudert wird. Annahme und Umsetzung der Gold-Initiative würden das der Nationalbank anvertraute Volksvermögen vor gleichem Untergang bewahren. Bleibt es den Strategen der Euro-Anbindung ausgeliefert, kann es dem Schicksal, dem der Euro entgegentaumelt, kaum entzogen werden.

Ulrich Schlüer


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